Einnahmequellen für E-Sport-Clans
Die E-Sport-Branche in Deutschland wächst stetig und lockt inzwischen mit Umsätzen von derzeit rund 50 Millionen Euro – Tendenz steigend. Eine Frage beschäftigt aber viele Neueinsteiger: Wie genau verdienen mousesports und andere berühmte Clans eigentlich ihr Geld? Spekulationen diesbezüglich gibt es viele – ebenso überaus optimistische wie auch pessimistische Vorstellungen von den möglichen Gewinnspannen, die sich mit professionellem Gaming erwirtschaften lassen. Wirklich offengelegt hat seine Finanzen aber noch niemand. Lediglich aus Interviews mit Experten – wie etwa Patrik Sättermon, dem Chief Gaming Officer der australischen E-Sport-Organisation Fnatic (siehe Video) – lassen sich einige der wichtigsten Einnahmequellen herausfiltern.
Unterschiede zum klassischen Sport
Sättermon, der in der Szene unter dem Gamertag „cArn“ bekannt ist, hält es insbesondere für notwendig, auf die grundlegenden Unterschiede zwischen traditionellen Sportvereinen und E-Sport-Teams hinzuweisen: Während erstgenannte ihre Wettbewerbe üblicherweise in Stadien austragen und dabei von den Ticketverkäufen profitieren können, finden Gaming-Matches größtenteils online statt. Und selbst wenn es sich um große ESL- oder MLG-Veranstaltungen handelt, liegen die Eintrittspreise meist unter denen der Fußballligen. Eine weitere klassische Einnahmequelle, die wegfällt, ist der Verkauf exklusiver Senderechte an Fernsehkanäle, denn E-Sport kann man im Internet meist kostenlos verfolgen.
Der Vorteil im E-Sport besteht jedoch darin, dass sich ein E-Sport-Team deutlich kosteneffizienter betreiben lässt, da Sonderausgaben wie Eventlocations, Trikots und ähnliches in der Regel wegfallen. Dafür muss sich ein frisch gegründeter Clan zu Anfang immer mit Eigenkapital über Wasser halten. Monatliche Mitgliederbeiträge in die gemeinsame Clankasse reichen häufig nur für die Deckung der wichtigsten Kosten – etwa die Anschaffung notwendiger Hard- und Software. Unabdingbar ist deshalb der Aufbau einer treuen Community als finanzielle Grundlage des Clans. Dazu bedarf es natürlich Skills im Spiel, Ausstrahlung als Unterhalter – und einer großen Portion Glück, um überhaupt inmitten der großen Konkurrenz entdeckt zu werden.
Typische Erlösmodelle
Hat man sich eine größere Fangemeinde aufgebaut, lassen sich dann verschiedene Finanzierungskonzepte nutzen – wie zum Beispiel:
- Merchandising: In ihrer Rolle als Entertainer avancieren professionelle Gamer nicht selten zu Idolen. Ihre Gamertags und Avatare bieten in diesem Fall eine ideale Grundlage für ein einprägsames Brand-Image, das sich mit etwas Design-Geschick zu Geld machen lässt – und zwar mit Merchandising-Artikeln wie personalisierter Kleidung oder Hardware. Einen entsprechenden „Merch-Shop“ kann man auf der eigenen Homepage ganz einfach selbst einrichten, alternativ kann man auch mit einem externen Dienstleister wie Spreadshirt kooperieren. Pusht man seine finanziellen Interessen jedoch zu intensiv, läuft man schnell Gefahr, als sogenannter „Sellout“ abgestempelt zu werden, dem das Geld wichtiger als seine Community ist.
- YouTube und Twitch: Selbiges kann auch mit monetisierten YouTube-Videos passieren, da sich viele Viewer an den aufgezwungenen Werbeeinblendungen stören. Zudem kommen nennenswerte Erträge erst ab einem beträchtlichen Traffic zustande. Die Videospiel-Streaming-Plattform Twitch bietet ein ähnliches Werbemodell, jedoch gibt es hier zusätzlich die Möglichkeit, einen Spendenlink in das Clan-Profil einzubinden. Das Gute daran: Zuschauer können auf freiwilliger Basis und nach eigenem Ermessen für den Content des E-Sportlers zahlen.
- Sponsorship-Deals: Laut Sättermon erhalten E-Sport-Teams schätzungsweise 95 % ihres Einkommens von Sponsoren wie Unternehmen, Spieleentwicklern und Eventveranstaltern. Dadurch, dass der Clan Outfits mit dem Logo des Sponsors trägt oder dessen Equipment benutzt, erhält er eine finanzielle Entlohnung. Die wird jedoch meist nur bei einer konstant guten Performance des Clans gewährt, was im Klartext bedeutet: Verändert sich der Markt oder verschiebt sich das Interesse der Fans, weil die Leistung des Clans nicht mehr stimmt, dann kann der Geldfluss schnell wieder versiegen. Die Folge ist eine finanzielle Unsicherheit, die von findigen Sponsoren gerne mal ausgenutzt wird.
Dieses einseitige Abhängigkeitsverhältnis verschiebt sich aber immer mehr zugunsten der E-Sportler, da sie als Influencer einen großen Einfluss auf die Spieleindustrie haben. Das ermächtigt sie zunehmend, experimentelle Erlösmodelle anzusprechen – das richtige Verhandlungsgeschick natürlich vorausgesetzt.
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